2009 war eine Traum-Saison für mich

Interview mit Ruder-Weltmeister Florian Mennigen

Florian MennigenFlorian Mennigen vom Ratzeburger Ruderclub war in diesem Jahr zum zweiten Mal mit dem National-Team auf dem Nord- Ostsee-Kanal am Start. Wie seine Achter-Kollegen zeigte der 1,94 Meter große und 93 Kilogramm schwere Student der Psychologie (Fachrichtung: Wirtschaftspsychologie) an der Ruhr-Uni Bochum während der 12,7 Kilometer Stehvermögen zum Ende einer langen Saison. Dass mehrere Blutblasen während des Rennens aufgingen, schmerzte den Wahl-Dortmunder – aber die Begeisterung an der Strecke sorgte für genug Motivation, um noch mal alles aus sich herauszuholen. Im Gespräch mit dem SPORTforum blickt Mennigen auf das Ruder-Event in Rendsburg und die Saison zurück und spricht über seine weiteren sportlichen Ziele.

SPORTforum: „Florian, vier Wochen nach dem tollen WM-Erfolg in Posen stand mit dem E.ON Hansecup das wohl härteste Ruder-Rennen der Welt auf dem Programm. Wie gelang es Ihnen, sich dafür noch einmal zu motivieren, zumal doch eigentlich Zeit für Regeneration auch ganz schön gewesen wäre, oder?“

Florian Mennigen: „Wir konnten uns schon ein bisschen erholen, doch bei der Veranstaltung „Champion des Jahres“ im Robinson Club in der Türkei, zu der wir als Ruder-Weltmeister in diesem Jahr mit vielen anderen deutschen Spitzensportlern eingeladen waren, haben wir noch im September wieder mit dem Athletik-Training begonnen. Rendsburg war eine gute Motivation, wieder voll ins Training einzusteigen. In der Woche davor haben wir wieder zusammen trainiert, wenn auch nicht komplett in der WM-Besetzung. Ich habe mich sehr darauf gefreut, der Canal Cup mit den vielen Zuschauern ist etwas ganz Besonderes, auch wenn es unterwegs nicht ganz so viel Spaß gemacht hat (lacht). Es ist eine schwere Sache, schließlich ist die Strecke viereinhalb mal so lang wie die normale Meisterschaftsdistanz.“

SPORTforum: „Sie haben 2007 in München WM-Bronze im Vierer mit Steuermann geholt, 2008 kam dann die Chance, bei Olympia im Achter dabei zu sein. Nach dem enttäuschenden Abschneiden und dem letzten Platz im Finale gab es teils hämische Schlagzeilen, nach den Spielen mit Ralf Holtmeyer einen neuen Mann als Bundestrainer. Wie groß ist die Genugtuung, dass Sie zusammen mit zwei weiteren Ruderern aus dem Olympia-Boot und den neuen Team-Mitgliedern es allen gezeigt haben und in diesem Jahr wirklich souverän WM-Gold holen konnten?“

Florian Mennigen: „Das Abschneiden bei Olympia war wirklich eine extrem herausfordernde Erfahrung. Die Spiele an sich waren aber ein sehr schönes Erlebnis. Es war dann Motiv und Ansporn, die neue Saison in Angriff zu nehmen. 2009 lief sehr gut, es war eine Traum-Saison für mich. Erst der Titelgewinn bei den Deutschen Kleinbootmeisterschaften (im Zweier, d. Red.), dann beim Weltcup in München Platz zwei im Vierer, noch vor den Briten, Platz eins ging an den anderen deutschen Vierer, und schließlich der Sieg im Achter beim Weltcup in Luzern: Da wussten wir, das wir stark sind und eine WM-Medaille war absolut in Reichweite. Das Ziel war zu gewinnen. 2008 war bis Olympia auch hervorragend gelaufen. Ich hatte gar nicht mehr damit gerechnet, eine Chance zu bekommen und dann wurde das Boot neu zusammengestellt und ich konnte mich für den Achter qualifizieren. Wir waren 2008 physisch sogar noch stärker als in diesem Jahr, aber wir waren nicht so gut aufeinander eingestellt. Wir konnten zu kurze Zeit zusammen trainieren. Ein Vorteil in dieser Saison war, dass alle Achter-Ruderer im Leistungszentrum in Dortmund ständig zusammen trainieren konnten. Ab Mai haben wir noch intensiver als vorher trainiert, bis zu 16 Einheiten in der Woche.“

SPORTforum: „War Rendsburg der Schlusspunkt der Saison?“

Florian Mennigen: „Nein, ich nehme noch an der „Head of the Charles“-Regatta in Boston teil. Ich habe vier Jahre in den USA studiert und starte dort mit ehemaligen Kommilitonen zusammen bei dieser größten Regatta der Welt.“

SPORTforum: „Welche sportlichen Ziele haben Sie noch?“

Florian Mennigen: „2010 steht die WM in Neuseeland auf dem Programm, 2012 sind die Olympischen Spiele in London ein Fernziel, das ich anpeile. Jetzt hat erst mal in den nächsten Monaten mein Studium Priorität, ich schreibe meine Master-Abschlussarbeit.“

SPORTforum: „In der Ruder-Bundesliga hat der Ratzeburger Ruderclub den Klassenerhalt nicht geschafft. Konnten Sie eigentlich an den Rennen teilnehmen?“

Florian Mennigen: „Nein, leider haben sich die Rennen mit anderen Terminen überschnitten.“

SPORTforum: „Wie häufig zieht es Sie noch nach Ratzeburg?“

Mennigen: „Natürlich regelmäßig zu Traningslagern in der Ruderakademie, zu Testrennen oder der Internationalen Ruderregatta und um meine Familie in Mustin bei Ratzeburg zu besuchen, natürlich auch immer zu Weihnachten.“

 

mit freundlicher Genehmigung des Landessportverbands Schleswig-Holstein
Quelle: SPORTforum, Nr. 62, November 2009, S. 5

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