Judith Sievers bei Olympischen Jugendspielen
Judith gewinnt Gold in Singapur
Judith Sievers gewinnt das Finale im Einer über 1000 Meter der ersten Olympischen Jugendspielen in Singapur vor Nataliia Kovalova (Ukraine) und Noemie Kober (Frankreich). Herzlichen Glückwunsch! – Felix Bach (Potsdam) gewinnt bei den Junioren Silber im Einer.
Judith Sievers geht als frisch gebackene Junioren-Weltmeisterin im Einer bei den ersten Olympischen Jugendspielen vom 14. bis 26. August 2010 in Singapur für Deutschland an den Start. »Man muss den nötigen Ehrgeiz mitbringen und sich durch Rückschläge nicht entmutigen lassen. Man muss aus seinen Fehlern lernen und niemals aufgeben«, verrät die Ruderin aus Kappeln in der Broschüre der Deutschen Mannschaft. Judith wird noch während der Jugendspiele 18 Jahre alt. Sie macht im nächsten Jahr ihr Abitur und verrät: »Zuerst möchte ich weiter meine sportliche Karriere verfolgen. Wenn es möglich ist, möchte ich allerdings parallel studieren. In zehn Jahren möchte ich an Olympischen Spielen teilgenommen haben.«
Das Rennen in Singapur im Einer wird sicher schon etwas anders sein, als bei der Junioren-Weltmeisterschaft. Die Strecke beträgt nur 1000 Meter statt der 2000 Meter und das Boot wird gestellt. Wir wünschen viel Erfolg und unvergessliche Eindrücke bei diesen Jugendspielen.
Judith Sievers siegt im olympischen Vorlauf
Auch im Vorlauf der 1. Olympischen Jugendspiele in Singapur setzt Judith Sievers von der Rudervereinigung Kappeln im TSV Kappeln von 1876 e.V. ihre Siegesserie fort. Sie zog direkt ins Halbfinale ein.
„Ich fühlte mich vor dem Rennen noch recht müde und schlapp, weil ich die sechsstündige Zeitumstellung noch nicht überwunden habe. Außerdem waren wir nach der beeindruckenden Eröffnungszeremonie erst spät in das olympische Dorf zurückgekehrt. Auch an das fremde, vom Veranstalter gesellte Boot hatte ich mich noch nicht gewöhnt.“, beschreibt Judith Sievers die Situation vor dem Rennen. „Gleichzeitig ist es natürlich ein besonderer Kick bei den 1. Olympischen Jugendspielen für Deutschland starten zu dürfen und das vor der überwältigenden Kulisse von Singapur“, fügt sie hinzu.
Judith Sievers kam auf der ungewohnten halbierten Wettkampfstrecke von nur 1000 m gut vom Start weg. Noch besser gelang dies jedoch Natalia Kovalova aus der Ukraine die bei der Streckenhälfte mit fast einer Bootslänge Vorsprung führte. Dem konsequenten Angriff der Kappelner Juniorenweltmeisterin hatte die Ukrainerin jedoch eben so wenig entgegen zu setzten wie die folgende Slowenin. Schnell arbeitet Sievers ihrerseits eine Bootslänge Vorsprung heraus, die sie bis ins Ziel verteidigte. Unter dem Jubel der Zuschauer und den „Judith – Hulk – Sievers“ Rufen der Sprecherin fuhr sie siegreich über die olympische Ziellinie.
Doch Judith Sievers bleibt bescheiden: „Besonders gut ist, dass ich morgen einen Tag frei habe, weil ich durch den Vorlaufsieg nicht in den Hoffnungslauf muss. So kann ich mich weiter von den Reisestrapazen erholen und noch etwas locker trainieren. Die Tatsache, dass ich von allen vier Vorläufen die beste Zeit gefahren bin, kann ich allerdings nicht überbewerten. Bei der WM in Racice hatte ich selbst die langsamste Zeit der Vorlaufsieger und bin später Weltmeisterin geworden. Die Kubanerin war nur wenig langsamer als ich und auch die Französin, immerhin Juniorenweltmeisterin im Zweier, fuhr ein starkes Rennen. Die Chinesin, die heute nur Dritte wurde, wird sich noch steigern. Ich fange jetzt nicht zu träumen an, sondern konzentriere mich auf das Halbfinale am Dienstag. Das wird hart genug. Mein Ziel ist es erst mal, das Finale zu erreichen, dann sehe ich weiter.“
Die siebzehnjährige Sievers, die in wenigen Tagen in Singapur ihren 18. Geburtstag feiert, bekommt immer wieder zu spüren, dass Olympia etwas Besonderes ist. „Die Menschen sind hier in Singapur sehr hilfsbereit und lesen uns jeden Wunsch von den Augen ab. Auch ist es schön mit den Sportlern anderer Nationen und anderer Sportarten in einem Olympischen Dorf zu wohnen. Außerdem habe ich noch nie so viele Interviews gegeben, wie in den letzten Tagen. Da muss ich wirklich aufpassen, dass ich die Konzentration aufrecht erhalte. Das schönste aber ist, dass ich hier dabei sein kann.“, beschreibt sie ihr olympisches Gefühl.
Judith Sievers siegt im olympischen Halbfinale
Es war ein Herzschlagrennen, vier Boote kamen innerhalb einer Sekunde ins Ziel. Doch Judith Sievers von der Rudervereinigung Kappeln im TSV Kappeln von 1876 e.V. setzte auch im olympischen Halbfinale ihre Siegesserie fort.
„Es wurde das erwartet knappe Rennen. Ich wusste, dass die Abstände auf der 1000 m Strecke sehr gering sind. Ich kam wieder gut vom Start weg und fand schnell in mein Rennen. Aber es war genau so, wie mein Trainer und ich es vor dem Rennen besprochen hatten. Fünf Boote, China, Kroatien, ich, Lettland und Cuba befanden sich nach 500 m in dieser Reihenfolge innerhalb einer Bootslänge. Darauf war ich vorbereitet und ich hatte mir vorgenommen, mich nicht nervös machen zu lassen, sondern meinen Rhythmus zu fahren und das Tempo konstant hoch zu halten. So schob ich mich in Führung. Allerdings konzentrierte ich mich zu sehr auf die Chinesin, so dass ich nicht mitbekam, dass Cuba und Lettland im Endspurt stark aufkamen. Erst im Ziel sah ich, wie eng es wurde“, beschreibt die glückliche Judith Sievers den Rennverlauf. Sie siegte mit 0,33 Sekunden Vorsprung vor Cao Ting aus China. Es folgte Elza Gulbe aus Lettland (0,57 Sekunden hinter Sievers). Die favorisierte Kubanerin Aniee Hernandez Delgado schied mit 0,89 Sekunden Rückstand auf die glückliche Siegerin aus. Bevor sich Judith Sievers allerding richtig freuen konnte, musste sie, wie schon nach dem Finale der Junioren WM erneut zur Doping-Kontrolle. „Na klar ist dies etwas lästig, aber wenn wir einen sauberen Sport wollen, sind diese Kontrollen unerlässlich“, sieht Sievers die Notwendigkeit dieser Kontrollen ein.
Im zweiten Halbfinale setzte sich die Französin Noemi Kober vor der Ukrainerin Natalia Kovalova und der Niederländerin Annick Taselaar durch, die dadurch ebenfalls das Finale erreichten. Aufgrund wechselnder Windbedingungen wurden in diesem Lauf deutlich schnellere Zeiten gefahren als im Lauf von Judith Sievers.
Auch für das erste Ruderfinale in der Geschichte der Olympischen Jugendspiele hat sich die Kappelnerin natürlich einiges vorgenommen: „Mein erstes Ziel für Olympia ist erreicht. Ich wollte ins Finale. Wenn es heute schon so knapp war, wird es morgen ein richtiges Feuerwerk geben. Ich werde alles daran setzen, die Flamme selbst in die Hand zu nehmen. Doch jetzt den Sieg zu erwarten, wäre falsch, ich darf mich nur auf mich und mein Rennen konzentrieren, muss wieder cool bleiben und gleichzeitig an die absolute Leistungsgrenze gehen.“, nimmt sie sich vor.
Wieder ist natürlich die Unterstützung aus der Heimat erforderlich. Da das Finale im Gegensatz zu den Vorläufen erst um 11.30 Uhr stattfindet, also 5.30 Uhr deutscher Zeit, werden sicherlich einige Enthusiasten am heimischen PC das Finale im Internet verfolgen und die Daumen drücken.
Judith Sievers ist Jugendolympiasiegerin
Judith Sievers von der Rudervereinigung Kappeln im TSV Kappeln von 1876 e.V. hat Sportgeschichte geschrieben. Bei den ersten Olympischen Jugendspielen wurde sie nicht nur die erste Siegern in der Sportart Rudern, sondern gewann auch die erste Goldmedaille für Deutschland.
Es wurde das erwartet spannende Rennen: „Ich hatte mich darauf eingestellt, dass alle Teilnehmerinnen aggressiv vom Start losfahren. Doch die Ukrainerin Natalia Kovalova und die Französin Noemie Kober haben mich schon etwas überrascht. Noch nach 500 m lag ich gemeinsam mit der Lettin und der Niederländerin über eine Bootslänge hinter ihnen zurück. Lediglich die Chinesin konnte das Tempo gar nicht mitgehen. Doch wir hatten in der Vorbereitung besprochen, dass ich mich keinesfalls aus dem Konzept bringen lassen, weil die zweite Streckenhälfte meine Stärke ist. Ich schob mich Schlag für Schlag heran, doch 250 m vor dem Ziel dachte ich, jetzt musst Du angreifen. Ich erinnerte mich an Hulk, so nennen mich meine Freunde, und mobilisierte alle Kräfte. Als ich über die Ziellinie fuhr, wusste ich, ich habe eine Medaille. Das es Gold ist, erfuhr ich erst durch den Aufruf der Schiedsrichter. Dann konnte ich es kaum glauben.“ fasste Judith Sievers ihr phantastisches Rennen zusammen.
Was die Kappelnerin selbst nicht mitbekam, sahen die Zuschauer von der Tribüne. Noch 50 m vor der Ziellinie war sie an dritter Position. Erst danach, ging sie mit jedem Schlag ein paar Zentimeter weiter nach vorn. Etwa 20 m vor dem Ziel übernahm sie die Führung und gewann hauchdünn vor der Ukrainerin Natalia Kovalova und der Französin Noemie Kober. Alle drei kamen innerhalb von 0,76 Sekunden ins Ziel. „Es ist schon ein Ding, dass Judith es schafft, sich bei solch einem bedeutenden Ergebnis nicht aus der Ruhe bringen zu lassen und ihr Konzept umzusetzen. Es ist ihre überragende mentale Stärke, die sie so knappe Rennen gewinnen lässt.“ lobt Heimtrainer Michael Schürmann.
Die frischgebackene Jugendolympiasiegerin strahlt vor Freude: „Es ist ein Wahnsinnsgefühl. Die Siegerehrung war zwar wie das Rennen völlig verregnet, aber es war schon toll, die Medaille von Segej Bubka, einem der erfolgreichsten Sportler überhaupt, überreicht zu bekommen. Wildfremde Menschen sprechen mich an und wollen sich mit mir fotografieren lassen. Reporter kamen auf mich zu und wollten Interviews. Aber so richtig kann ich das alles noch gar nicht begreifen. Da werde ich ein paar Tage brauchen.“
Ihre verbleibende Zeit in Singapur möchte sie nun dazu nutzen, die andere Seite des Programms der Olympischen Jugendspiele zu nutzen. Sie möchte auf eine Insel fahren und dort ein Floß bauen, andere Wettkämpfe besuchen und viele andere Teilnehmer kennen lernen. Ihren Geburtstag feiert sie auch in Singapur. Das schönste Geburtstagsgeschenk hat sie sich heute schon gemacht.
aus Singapur berichtet Michael Schürmann
Junioren-WM 2010 bei rish.de
Rudervereinigung Kappeln
Youth Olympic Games
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