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»Ich hab das mal mit Managern gemacht …«

DRV-Fortbildung »Kommunikation« in Ratzeburg vom 26. bis 28. Oktober 2007

DRV18 ausgewachsene Trainer und Übungsleiter – Männer wie Frauen – stehen in einem Kreis in der Sporthalle der Ruderakademie Ratzeburg. Sie schmeißen sich in einer bestimmten Reihenfolge gegenseitig einen kleinen, bunten Ball zu und rufen dabei immer brav den Namen des jeweiligen Ballfängers. Schön albern. Eines dieser klassischen Kennenlern-Spiele halt.

Als Referentin Birte Hoffmann aber kommentiert, sie habe das mal mit Managern gemacht, und bei denen hätte der Ball nur sieben Sekunden gebraucht, um einmal von jedem gefangen und geworfen zu werden, tut sich plötzlich was: Die Teilnehmer am DRV-Seminar zum Thema Kommunikation – am 26. bis 28. Oktober aus ganz Deutschland angereist – überlegen, wie sie ihre Zeit verbessern können. Machen erst den Kreis ganz eng, geben dann den Ball flink von Hand zu Hand weiter, statt ihn zu werfen. Der Ehrgeiz hat sie gepackt, und mit der indirekten Formulierung eines Zieles – schneller zu sein, als diese Manager – werden sie innerhalb kurzer Zeit ein Team.

Teambildungsprozesse mit Überraschungseffekt und anschließender gemeinsamer Auswertung standen an dem Wochenende im hohen Norden auf der Tagesordnung, zusammen mit aufschlussreichen Experimenten zur Kommunikation. Viel Praxis, wenig Theorie. Was die die Teilnehmer »mitnehmen« konnten, war zum Beispiel die Erkenntnis, dass es wichtig ist, bei Meinungsverschiedenheiten wirklich detailliert zu klären, woran es hakt, statt sich mit oberflächlichen Gründen zufrieden zu geben. Lehrgangsleiter Andreas König und Gabi Bösing erinnerten mit Referentin Birte Hoffmann auch an die verschiedenen Ebenen der Kommunikation, an das so genannte Vier-Ohren-Modell: Eine Aussage wie »Das Bier ist alle« kann demnach entweder als Appell, als Selbstkundgabe, als Beschuldigung auf der Beziehungsebene oder einfach als neutrale Feststellung aufgefasst werden. Verdeutlicht wurden unter anderem auch die Macht der Körpersprache und die Bedeutung von Tonfall und Lautstärke in einem Gespräch.

Was ein Trainer in schwierigen Situationen spontan sagt, und wie er es sagt, probierten die Ruderer vor der Videokamera aus: Einzeln mussten sie als Trainer reagieren auf zu spät kommende Athleten, Streithähne und Petzliesen in der Mannschaft, dopefreundliche Sportler – und auf einen furchtbar knauserigen Vereinsvorsitzenden, der einem das tolle Trainingslager auf Mallorca einfach nicht genehmigen mag. Dass es sinnvoll ist, eine komplexe Aufgabe als Geschichte zu erklären, mit der jeder in der Mannschaft etwas anfangen kann, erfuhren die Teilnehmer am eigenen Leib bei Spielen in der Sporthalle. Es schadete auch gar nicht, vermeintliche Selbstverständlichkeiten im Umgang mit Aktiven noch einmal zu thematisieren: Diese mit Namen anzusprechen, zum Beispiel, und Fehler mit positiven Formulierungen zu korrigieren, statt nur zu sagen »Nicht so.«

DR-Fortbildung Kommunikation 2007 in Ratzeburg
von links: Katja Lötsch, Andreas König, Tim Schönberg, André Kjulbassanoff, Stefan Hesse, Alexander Müller-Teckhof, Olaf Böhne, Elmar Alexander Voigt, Jan Suhrhoff, Gabi Bösing, Thorsten Sommer, Birte Hoffmann, Johan Kegler, Manfred Hagelstein, Roland Behrendt, Martin Curth, Ulf Reinke, Sofia Habicht, Tanja Rathmann, Björn Gehlen, Simone Kuhnt (Foto: Andreas König)

»Wer fragt, der führt«, lautete hingegen ein echter Geheimtipp an die Teilnehmer: Hat sich ein Konflikt einmal so zugespitzt, dass man sich nicht mehr zu helfen weiß, kann es hilfreich sein, in einem ruhigen Gespräch die Erwartungen der Beteiligten abzuklären und gegenüberstellend das zu präsentieren, was man als Trainer anbieten kann. Mit der Frage »Wie kommen wir beide mit unseren unterschiedlichen Vorstellungen jetzt zusammen?« kann der Trainer den Aktiven oder die Eltern in die Pflicht nehmen und sie Lösungen vorschlagen lassen. Die Möglichkeit, das Konzept des Trainers zu kritisieren, wo es nur gerade geht, haben sie dann nicht mehr. Trainer müssen eben auch Manager sein – Konfliktmanager. Insgesamt ein gelungener Lehrgang, der die Reise wert ist.

Simone Kuhnt, Passau

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