Frauenlehrgang 2003

Es ging wie immer am Freitag ab 17 Uhr los. Die 54 Teilnehmerinnen aus 16 Rudervereinen aus Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern und ihre Lehrgangsleiterin Heida Benecke waren in der Ruderakademie in Ratzeburg und im benachbarten CVJM hervorragend untergebracht. Dieses Mal war der Lehrgang für Heida keine Premiere mehr, sondern mit tatkräftiger Unterstützung ihrer Vorgängerin Lisa Börms schon fast zur Routine geworden: „Es macht nicht nur viel Arbeit, sondern beginnt auch langsam Spaß zu machen.“ Sie wirkte auch schon viel ruhiger und gelassener als beim ersten Mal.

Auch in diesem Jahr war die Referenten-Auswahl sehr gelungen. Für jeden war etwas dabei. Der Freitagabend fing nach dem Abendessen und der offiziellen Begrüßung der Teilnehmerinnen ruhig und besinnlich mit einer Autorenlesung an. Klaus Rainer Goll, geboren 1945 in Lübeck, lebt in Groß Sarau am Ratzeburger See. Er ist Lehrer in Lübeck, 1. Vorsitzender des „Lübecker Autorenkreises“ und Inhaber mehrerer Auszeichnungen. In dem gleichnamigen Essay aus seinem Buch „Meer ist überall“ erfuhren die Zuhörerinnen etwas über seine Kindheit in Travemünde und seine Verbundenheit zur Ostsee. Aus den Reiseerzählungen „Tagebuch einer Meerfahrt …“ las der Autor über seine Fährüberfahrten 1999 nach Oslo/Norwegen und 2000 nach Trelleborg/Schweden. Durch die lebendige und bildhafte Erzählweise konnte man die Verbundenheit und die Liebe zum Meer aber auch die Erfurcht und den Respekt vor dem Meer sozusagen hautnah miterleben. Schließlich haben wir Ruderinnen ja auch mit dem Element Wasser zu tun. Die Lesung beendete der Autor mit zahlreichen Gedichten, die ebenfalls das Thema „Meer“ zum Inhalt hatten. Für alle, die noch mehr Literatur von Klaus Rainer Goll haben wollten, war anschließend noch Zeit und Gelegenheit bei seiner Frau eines seiner Werke käuflich zu erstehen und durch ihn persönlich signieren zu lassen. Die Nachfrage war unerwartet groß, sodass der Verkauf am nächsten Tag fortgesetzt werden musste, damit der Autor derweil für Nachschub sorgen konnte. Danach wurde Herr Goll mit einem kleinen Geschenk und viel Applaus verabschiedet. Der Abend endete mit dem obligatorischen gemütlichen Beisammensein bis weit nach Mitternacht.

Dank einer Abmachung vom Vorjahr fiel zwar Heidas Weckdienst diesmal aus, jedoch nicht das frühe Aufstehen. Denn um 7:15 Uhr war Frühgymnastik mit der unglaublich fitten Karin Kaschke vom LFRK angesagt. Nach dem Frühstück ging es gleich mit einem ernsten Thema los: „Mein mutmaßlicher Wille – Vorausverfügung für den Ernstfall“. Prof. Dr. med. Peter Rob, Internist aus Lübeck, der trotz einer Erkältung nach Ratzeburg gekommen war, referierte über das Betreuungsgesetz (1992). Er erläuterte die Unterschiede zwischen Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung („Patiententestament“) und Betreuungsverfügung. Dabei geht es darum, wer im Notfall für den Patienten Entscheidungen trifft, wenn dieser dazu nicht mehr in der Lage ist, wer ihn betreut und in wieweit lebenserhaltende bzw. lebensverlängernde Maßnahmen eingeleitet werden sollen. Ideal ist eine Kombination von Patienten- und Betreuungsverfügung. Solche Regelungen können mündlich möglichst mit Zeugen besser schriftlich geäußert und jederzeit widerrufen bzw. geändert/aktualisiert werden. In der Regel benötigt man für die Verträge weder eine notarielle noch eine gerichtliche Absicherung, außer bei der Betreuungsverfügung, bei der das Vormundschaftsgericht eingeschaltet wird. Normalerweise müssen sich Ärzte danach richten, was in einer Patientenverfügung festgehalten wurde. Mehr Informationen und Beratung bieten die Kirchen, die Deutsche Hospizstiftung und Vereine für Betreuung an. Dieses doch recht komplexe und schwierige Thema zog noch einige Fragen nach sich, und bis zum Mittagessen war noch genügend Zeit zum Diskutieren. Anhand einiger Beispiele konnte Prof. Dr. Rob den Teilnehmerinnen die Unterschiede und die Notwendigkeit solcher Verfügungen erläutern, die es ihm mit viel Applaus dankten.

Am Nachmittag konnten sich alle frisch gestärkt und ausgeruht dem nächsten Thema zuwenden: „Schlagfertigkeit – Nie wieder mundtot“. Diplom Sozialökonomin Christiane Rueb aus Hamburg ist seit 20 Jahren Personaltrainerin und weiß wovon sie spricht: „Schlagfertig ist, wem hinterher was besseres einfällt!“ Das liegt daran, dass man in Extremsituationen nicht mehr klar denken kann. Und da sich bei den Frauen fast alles in der Beziehungsebene abspielt, und sie sich vieles gleich zu Herzen nehmen (Relikt aus der Urzeit), fällt es ihnen besonders schwer schlagfertig zu sein und sachlich zu bleiben. Damit uns so etwas in Zukunft nicht mehr so schnell passiert, gibt es die 12 Methoden, um jemanden ins Leere laufen zu lassen: Ignorieren, Thema wechseln („Spargel schmeckt mir auch gut.“), zweisilbige Antwort (nicht aufregen), Gegner verwirren (mental in die Wüste schicken (Sprichwörter)), Gegenfrage stellen (festnageln), zustimmen (gratulieren, bewundern, loben), Spiegel vorhalten (sagen, was los ist), Konfrontation (benennen und entschuldigen), weggehen (würdevoll, klar, entschlossen), Klartext (was verärgert, wie soll das Gespräch laufen), stumme Geste (Angriff schriftlich notieren), auf den Punkt kommen (Sachseite). Im Ernstfall unterstützen uns dabei Körpersprache, Körperhaltung (locker stehen, Kontakt zum Gegenüber), Stimme („Bla, Blö, Bäh!“), Atmung und ein mentales Schutzschild, das wir uns immer wieder mit geschlossenen Augen vorstellen sollen, da das Gehirn nicht in der Lage ist, Realität und Fiktion zu unterscheiden. Ansonsten kommt man auch mit Humor weiter, wie wir in der anschließenden Gruppenarbeit festgestellt hatten. Die Zeit war hierfür zwar leider etwas knapp, aber Frau Rueb stand nach dem Abendessen für weitere Gespräche zur Verfügung. Und bis dahin wurde ihr mit viel Applaus und einem kleinen Geschenk für ihren Vortrag gedankt. Das abendliche gemütliche Beisammensein wurde mit Sauna, Kino, Klönen und Kartenspielen bis weit nach Mitternacht ausgefüllt.

Der Sonntagmorgen begann wieder sehr früh: Selbstorganisierter Weckdienst machte wach, Frühgymnastik wacher, Duschen frischer, Frühstück stärker und der nächste Vortrag schlauer – oder auch nicht. Dies lag nicht an der Referentin Karin Paschke, Rentenberaterin aus Lübeck, sondern vielmehr am überaus komplizierten Thema: „Altervorsorge für Frauen“. Dieses Thema war vor allem für die älteren Teilnehmerinnen interessant, weil für sie die momentan geltenden Regelungen noch zutreffen werden. Bis die Jüngeren mal so weit sind, wird es mit Sicherheit noch etliche Änderungen geben. Insgesamt gibt es 7 verschiedene Altersrenten für Frauen, und Frau Paschke gab noch viele Tipps, worauf bei einem Rentenantrag zu achten ist und für welche Rente man ihn am besten einreicht. Anhand eines vereinfachten Beispiels zeigte sie, wie sich die Rente berechnet. In der Hoffnung, dass jede einmal eine Rente erhält, von der sie auch leben kann, bedankte sich Heida mit einem kleinen Geschenk und die Rentenanwärterinnen mit viel Applaus. Nach dem Mittagessen war noch Zeit und Gelegenheit für Lehrgangskritik (Klasse Lehrgang! mehr „Wellness“), Vorschläge (Yoga) und Termine (23.-25.05.2003 28. Frauenwanderfahrt auf der Schlei; 18.-21.09.2003 Segeltörn auf der Ostsee mit der „Pippilotta“; 2005 Frauenforum in Berlin), bevor es um 13:50 Uhr Zeit war, Abschied zu nehmen und sich bei Heida für diesen tollen Lehrgang mit viel Applaus und einem kleinen Geschenk zu bedanken. Diesen Dank gab Heida auch an die Teilnehmerinnen zurück und versprach die Wünsche und Anregungen beim nächsten Mal zu berücksichtigen.

Abschließend noch herzlichen Dank an die hervorragende Küche der RAR in Ratzeburg, an die tollen Referenten, an Karin Kaschke für die Frühgymnastik und natürlich an Heida. Wir sehen uns beim nächsten Mal und vielleicht mit der Auflösung, was aus dem neuen Schlagwort „Gender mainstreaming“ (Geschlechter Hauptstrom) geworden ist.

Lena André, Lübecker Frauen-Ruder-Gesellschaft von 1907 e.V.

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