Frauenlehrgang 2005

Es ist schon Tradition! Ruderinnen aus 11 Vereinen trafen sich zum Frauenlehrgang des Ruderverbandes Schleswig-Holstein vom 11. bis 13. Februar 2005 in der Ruderakademie Ratzeburg (RAR).

FrauenlehrgangHeida Benecke (Referat Frauenrudern) hatte ein umfangreiches Programm für die 51 angereisten Ruderinnen vorbereitet. Der Einstieg am Freitag war human: Hartwig Schröder, Skipper und Eigner des Dreimastschoners »Pippilotta« erzählte Seemannsgarn, der Klabautermann unterhielt uns gut! 2003 und 2004 organisierte H. Benecke für die Ruderinnen einen 4-Tage-Törn mit der »Pippilotta« nach Dänemark. Viele dieser »Neu-Seglerinnen« waren in Ratzeburg dabei und nun begierig darauf, ihre Abenteuer noch einmal plastisch zu sehen. H. Benecke begann mit einer exzellent vorbereiten Power-Point Präsentation. Ein Film von Ilse Plagemann brachte unseren vollbesetzten Sitzungsraum zum Brodeln, ihre humorvollen Kommentare muss man einfach gehört haben! Für Nachahmer: Die »Pippilotta« kann gebucht werden.

Der Sonnabend begann mit Morgengymnastik von Karin Kaschke in der Sporthalle der Ruderakademie.
Dann hieß es: Frauen im Sport am Beispiel: Der Olympiastützpunkt Hamburg/Schleswig-Holstein (OSP). Referentin war Ingrid Unkelbach, Leiterin des OSP. In ihrem interessanten Vortrag erläuterte sie die Aufgaben des Olympiastützpunktes: Management, Sportmedizin in Kooperation mit dem Institut für Sport- und Bewegungsmedizin der Universität Hamburg und diversen Fachärzten, Physiotherapie, Trainingswissenschaft, Laufbahnberatung sowie Trainingsmanagement. I. Unkelbach sieht den OSP wie eine Tankstelle »Sportler können dort ihren Service abrufen«. Nebenbei gibt es ein Verbundsystem für Schule / Leistungssport sowie Nachwuchsförderung und Öffentlichkeitsarbeit, um Talente zu entdecken.

Natürlich kam von uns die Frage, wie sich ein Olympiastützpunkt finanziert. Das Bundesministerium des Inneren zahlt 60%, weitere Gelder kommen von der Freien und Hansestadt Hamburg, Schleswig-Holstein, dem Hamburger Sportbund, dem Landessportverband Schleswig-Holstein, den Städten Kiel und Ratzeburg und der Stiftung Deutsche Sporthilfe.

FrauenlehrgangNatürlich hat der OSP auch eine enge Zusammenarbeit mit der Ruderakademie Ratzeburg. Sie ist Dienstleister, Motto: »Für die Sportler da sein«. Der Bundesstützpunkt Rudern Ratzeburg – Hamburg hat zwischen 5 bis 10 Personen (ab 15 Jahren) seit zwei Jahren im Sportinternat Ratzeburg (SIR). Die Wirtschaftsleiterin der RAR, Frau Angelika Stocks, gab uns neben Frau Unkelbach hierzu Erläuterungen. Sie bekam Unterstützung von der derzeit einzigen Trainingsfrau im SIR, Melanie Hansen, 18 Jahre alt, vom Domschulruderclub Schleswig.

Zu unserer aller Freude hatte es sich auch die zweifache Olympiasiegerin Meike Evers (und frischgebackene Sportlerin des Jahres) nicht nehmen lassen, bei uns vorbeizuschauen. Meike war schon einmal im Jahre 2000 bei einer Frauentagung in Ratzeburg dabei. Jetzt berichtete sie uns, locker auf dem Tisch sitzend, von ihrer Auszeit nach Sydney und ihrem Wiedereinstieg, um dann glanzvoll in Athen ihren zweiten Olympiasieg im Doppelvierer zu erreichen. Klar hatten wir alle noch das spannende Rennen vor Augen. Auf meine Frage, ob wir eine Chance haben, sie auch 2008 bei Olympia zu erleben, konnte sie noch nicht konkret antworten. Ich traue dem Ausnahmetalent Meike, geboren am 6.6.1977, weitere große Erfolge zu. Warten wir es mal ab! Trainer Hans-Peter Schmidt verdankte sie den Anstoß, nicht nur Rudern im Kopf zu haben sondern unbedingt auch ihre Berufsausbildung in Angriff zu nehmen. Ich glaube, Meike ist die einzige Kriminalkommissarin im Spitzensport!

Nach der Mittagspause referierte Christiane Rueb, Diplom-Sozialökonomin und Kommunikationsstrainerin und auch Ruderin (RC Dresdenia e.V., Hamburg) über das Thema: Konzentration und Entspannung zur Leistungssteigerung. Konzentration »Weg zur Mitte« ist eine willentliche Steuerung unserer Aufmerksamkeit. Wir waren überrascht zu erfahren, dass jeder Mensch 60.000 Gedanken (!) pro Tag denkt, etwa 80 % davon dieselben. Infoflut: Was vor 100 Jahren für ein ganzes Leben reichte, das nehmen wir heute in einem Jahr »zu uns«. Drei Millionen Prozesse spielen sich innerhalb einer Sekunde im Körper ab – allein das ist schon ein Wunder. Wie komme ich aus dem Stress heraus? Ich baue mir eine Disziplinbrücke »Überspannung – Unterspannung«. Wer sich gut entspannen kann, kann sich auch gut wieder konzentrieren. Der wichtigste biologische Befehl des Menschen bis ins hohe Alter lautet »Lernen!« Wenn wir unser Gehirn benutzen oder gar trainieren, ist es leistungsfähig bis ins hohe Alter. Unser Körper lügt nicht! So, wie wir uns verhalten, so fühlen wir uns. Der Grund liegt in der jeweiligen Hormonausschüttung. Ergo: Verändere dein Ver-Halten, deine Haltung, fange innen (Gedanken) oder außen (Haltung) an, und mit Sicherheit zieht das eine das andere nach sich. Wir machten gemeinsam einige Übungen, begannen mit dem richtigen Atmen. Ganz konkret wirkt eine gute und ausreichende Atmung positiv auf folgende Bereiche unseres Körpers und unseres Lebens:

  • sie reduziert Stress und Anspannung
  • Energie und Ausdauer werden gesteigert
  • sie beugt Krankheiten vor (70 % aller Giftstoffe werden über die Atmung ausgeschieden)
  • sie hilft gegen Schmerzen (in den Schmerz atmen)
  • sie erhöht die Konzentration (das Gehirn wird besser versorgt.

Eine Übung zum Nachmachen ist » Die 3-Schritt-Reinigungsatmung«: Zeige- und Mittelfinger zwischen die Augenbrauen legen, mit dem Daumen das rechte Nasenloch schließen, durch das linke tief einatmen, kurz aufhören zu atmen und dabei das andere Nasenloch schließen, tief ausatmen und wie von vorn beginnen. (Nasenlochwechsel bei der kurzen Atempause). Wir hätten fast das Abendessen verpasst durch unsere vielen, wohltuenden Übungen, so gebannt lauschten wir Chr. Rueb. Ob mentales Training, suchen des idealen Rückzugsortes, spielen mit den Glückshormonen oder Entspannungs- und Phantasiereisen, es tat uns gut.

Der Sonntag begann erneut mit Frühgymnastik. Nach dem wie immer guten Frühstück ging unser Programm weiter mit dem kleinen Presseseminar: Wie kommen Ruderevents in die Zeitung? Silke Grahn, selbständige Fotojournalistin, berichtete. Ihre Aussagen waren für die alten Hasen unter uns eine gute Wiederholung, den Jungen gab sie viele Anregungen. Ihr Hauptgebiet ist das Fotografieren, deshalb hatte sie ihre Punkte mit vielen Fotos aufbereitet und zeigte diese auf unserer großen Leinwand. Wann bringe ich einen Artikel? Wo bringe ich einen Artikel unter? Wie baue ich auf? Warum will ich berichten? Woher nehme ich die Ereignisse?

Sie übergab das Zepter an ihren Ehemann, Reinhart Grahn, Vorsitzender des Ruderverbandes Schleswig Holstein. Sein Thema für uns: Verbandsentwicklung im RVSH. Sein Einstieg, der uns an den Vortrag am Vortag erinnerte:

  • Ein Mensch lernt, in dem er sein Verhalten verändert.
  • Ein Verband lernt, in dem er seine Kommunikation ändert.

Reinhart Grahn berichte über Aufgaben und Ziele, Personalentwicklung, Sportentwicklung, Organisationsentwicklung. Sein Verband hat ca. 5500 Mitglieder. Wer führen will, muss tun, was er sagt und sagen, was er tut.

Nach dem Mittagessen ging es ohne Pause weiter. Evaluation und Ausblick, Planung und Termine 2005, Wünsche für die Frauentagung 2006. Ein ganz wichtiger Termin für alle Frauen ist der 27.4. bis 1.5.2006, Frauen-Forum in Hannover. Bitte schon vornotieren!

Es war wieder ein volles, ansprechendes Programm. Herzlichen Dank an Heida Benecke und alle Referenten!

Monika Dupke, Deutscher Ruderverein Gravenstein

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert