WM-Team 2010

Fünf Athleten aus Schleswig-Holstein bei WM in Neuseeland am Start

Ruder-WM 2010Der Deutsche Ruderverband (DRV) hat die Nationalmannschaft für die Ruder-Weltmeisterschaften, die vom 31. Oktober bis 7. November am Lake Karapiro (Neuseeland) stattfinden, bekannt gegeben. Die DRV-Mannschaft trainierte zuvor in Sacramento, USA und wird ist nun in Neuseeland angekommen.

Aus Schleswig-Holstein sind dabei:
Laura Schwensen (Rudervereinigung Kappeln) am Steuer im Frauen-Achter mit Steuerfrau W8+: Vorlauf 4. > Hoffnungslauf 4. > Finale B 1.
Lars Hartig (Friedrichstädter Rudergesellschaft) im Leichtgewichts-Männer-Doppelzweier LM2x: Vorlauf 3. > Hoffnungslauf 2. > Halbfinale 5. > B-Finale 1. und Leichtgewichts-Männer-Doppelvierer LM4x: Bahnverteilungsrennen > Finale 1. GER, FRA, DEN
Lauritz Schoof (Rendsburger Ruderverein) im Männer-Doppelvierer M4x: Vorlauf 1. > Finale 4.
Maximilian Munski (Lübecker Ruder-Gesellschaft v. 1885) im Männer-Zweier M2+: Bahnverteilungsrennen > Finale 3. AUS, ITA, GER
Florian Mennigen (Ratzeburger Ruderclub) im Männer-Achter mit Steuermann M8+: Vorlauf 1. > Finale 1.

Ruder-WM 2010

WM-Trainingslager in Sacramento: Marcus Schwarzrock, Trainer Bundesstützpunkt Ratzeburg/Hamburg, Lauritz Schoof, Max Munski, Laura Schwensen und Lars Hartig (Schleswig-Holstein) sowie Lars Wiechert, Sebastian Seibt, Eric Johanesen (Hamburg) – von links nach rechts


Interview mit Lars Hartig: „Wir wollen ins Finale“

Lars Hartig von der Friedrichstädter Rudergesellschaft nimmt an den Ruder Weltmeisterschaften teil, die ab Samstag auf dem Lake Karapiro in Neuseeland stattfinden. Kim Koltermann sprach mit Lars Hartig, der an der Seite von Linus Lichtschlag vom Ruderklub am Wannsee aus Berlin im Leichtgewichts-Doppelzweier an den Start gehen wird.

Lars, vor der WM in Neuseeland warst Du in Sacramento in den USA im Trainingslager. Wie ist das Trainingslager gelaufen?
Lars Hartig: Das Trainingslager war anfangs anstrengend wegen der Zeitumstellung und dem etwas anderen Essen, an das wir uns erst gewöhnen mussten. Insgesamt aber war das Trainingslager sehr gut. Wir hatten gute Voraussetzungen, um uns optimal auf die WM vor zubereiten.

Wie war das Wetter?
Lars Hartig: Es war sehr warm ab und zu vielleicht sogar zu warm. In den drei Wochen in Kalifornien hatten wir nur einen Regentag.

Habt Ihr gut trainiert?
Lars Hartig: Selbstverständlich ging alles nicht immer nur bergauf. Wir hatten unsere Höhen und Tiefen, dennoch konnten wir den hohen Trainingsumfang ohne krankheitsbedingte Ausfälle gut umsetzen.

Wie ist die Stimmung in der Mannschaft?
Lars Hartig: Die Stimmung ist gut. Wir sind gut vorbereitet und freuen uns, dass es jetzt endlich losgeht. Die Saison war sehr lang. Die Aufregung und die Motivation steigen.

Habt Ihr in Neuseeland schon was von Land und Leuten mitbekommen?
Lars Hartig: Bis jetzt leider noch nicht so viel. Aber das, was ich bis jetzt gesehen habe, ist sehr schön und die Leute, die ich bis jetzt getroffen habe, waren sehr nett. Der Rudersport ist hier auch wesentlich bekannter und beliebter. Überall wird auf die WM hingewiesen und für sie geworben.

Wann seid Ihr nach Neuseeland gefahren?
Lars Hartig: Am 22. Oktober sind wir aus Sacramento abgereist. Durch die Zeitverschiebung sind wir dann am 24. gut in Hamilton in Neuseeland angekommen.

Welche Eindrücke habt Ihr bisher von Neuseeland?
Lars Hartig: Neuseeland ist eine extreme, aber sehr angenehme Umstellung zu den USA. Viel Natur, sehr schöne, vielseitige Landschaft und gutes Essen, was ja für uns Leichtgewichte besonders wichtig ist.

Wie ist die Strecke auf dem Lake Karapiro, wie das Wetter?
Lars Hartig: Hier auf dem Lake Karapiro ist eine schöne und faire Strecke. Das gute Wetter aus Kalifornien haben wir mitgebracht, es ist hier sehr angenehm.

Sind die Neuseeländer gastfreundlich?
Auf jeden Fall. Sie geben sich richtig viel Mühe. Man kann schon erahnen, dass es eine großartige WW-Regatta werden wird.

Seid Ihr schon aufgeregt?
Lars Hartig: Bis jetzt noch nicht, aber ich denke, das kommt spätestens am Vorlauftag am Samstag, wenn sich die Tribüne langsam füllt und wir am Start liegen.

Was habt Ihr Euch im Leichtgewichts-Doppelzweier vorgenommen?
Lars Hartig: Wir wollen auf jeden Fall ins Finale. Was dann passiert, werden wir sehen. Im Finale kann alles passieren. Es sind viele gute Teams am Start.

Was erwartet Ihr von der WM und von den Gegnern?
Lars Hartig: Wir hoffen auf ein guten Ablauf der Rennen und auf Fairplay. Und natürlich wollen wir Spaß haben.

Gibt es etwas, dass du den zuhause mitfiebernden Leuten sagen möchtest?
Lars Hartig: Es lohnt sich, den Fernseher einzuschalten. Es wird eine faire, spannende WM geben mit tollen Rennen und vielen Zuschauern vor Ort. Und mit einer deutschen Mannschaft, die alles geben wird.

Interview mit Florian Mennigen

Bevor am Freitag die Eröffnungsfeier im Land der Kiwis stattfindet und der berühmte Deutschlandachter sich am Sonntag beim Vorlauf mit 10 weiteren Topachtern aus der Welt messen wird, erreichten wir den amtierenden Weltmeister Florian Mennigen (Ratzeburger RC) in 20.000 km Entfernung.

RBL: Florian, wie ist die Stimmung im Flaggschiff der DRV-Armada?
Die Stimmung im Team ist insgesamt gut und wir sind alle froh, dass wir nach dieser längsten aller Saisons uns nun endlich in die Riemen legen und unseren Saisonhöhepunkt bestreiten dürfen. Im dreiwöchigen Trainingslager haben wir viel an Kraft und Ausdauer geklotzt und feilen im „Feintuning“ nun noch ein wenig an der Sprintfähigkeit.

RBL: Als Zielsetzung kann man als amtierender Weltmeister schlecht sagen, dass man Zweiter werden möchte oder?
Ja das stimmt, wir wollen natürlich unseren Titel verteidigen und sind nach den Siegen in Henley und auf den Worldcups München und Luzern sehr optimistisch. Über 2000m sind wir seit 2 Jahren ungeschlagen und das soll nach Möglichkeit natürlich auch so bleiben. Aber wir werden auch keinen Gegner unterschätzen, denn Australien, Großbritannien und auch Olympiasieger Kanada sind sicherlich sehr stark einzuschätzen. Es werden vermutlich sehr enge und spannende Rennen werden

RBL: Wie verkraften Kopf und Körper die Belastungen des sehr langen Jahres?
Insgesamt sehr gut. Den langen Reisestress rund um die Welt und die knallharten Belastungen im US-Trainingslager haben wir gut überstanden und erholen uns gerade aktiv. Wir wissen, was wir drauf haben, alle sind gesund und die Spannung in den Köpfen, die absolut notwendig ist, baut sich gerade auf.

RBL: Wie sind die Bedingungen vor Ort bei der größten Sportveranstaltung in Neuseeland seit den Commonwealth Games 1990?
Sowohl von der Organisation als auch von der Umgebung ist dies eine WM, die verspricht überragend zu werden. Die Leute hier sind extrem freundlich und wünschen einem auf der Strasse viel Glück für die Rennen. Der WM-See (Lake Karapiro) ist sehr idyllisch und die Strecke bzw. der Bootsplatz sind gut ausgebaut. Es wird sogar Mittagessen für alle Sportler direkt an der Strecke angeboten, so dass man auch die anderen Mannschaften und Nationen sieht. Das ist ein bisschen wie bei Olympia, wo auch alle in einer Mensa essen. Die Anlagen sind zwar teilweise nur temporär angelegt, dafür ist an viele Kleinigkeiten und Details gedacht (Ergos zum Warmfahren und Ausrudern, Gymnastikmatten, Aufenthaltslounge fürs Sportler, etc.). Das ist schon toll, was die Kiwis hier auf die Beine gestellt haben.

RBL: Vielen Dank Florian Mennigen und Viel Erfolg bei der Operation Titelverteidigung.

Interview mit Max Munski

Munski und Adamski haben sich im US-Trainingslager für den Zweier-mit-Steuermann qualifiziert. Der Lübecker U23-Weltmeister im Achter fand im US-Trainingslager Zeit für ein Interview mit der Ruder-Bundesliga und erzählt über das Ausscheidungsrennen, das „Wassertaxi“ Zweier-mit, die Straßen von San Francisco und Thrombosespritzen im Flugzeug

Max Munski von der Lübecker RG (auf dem Bild im Zweier re. bzw. hinten sitzend). Schlagmann in diesem Zweier ist der Mannheimer Achterweltmeister Filip Adamski (Mannheimer RG Baden)

RBL: Max, Herzlichen Glückwunsch zum WM-Ticket. Wie kommt es, dass Du jetzt doch noch einen WM-Startplatz ergattert hast?
Munski: Danke, wir sind selbst noch ganz begeistert. Eigentlich bin ich ja sowieso nur als Ersatzmann nachnominiert worden. Seit den Europameisterschaften fahre ich mit dem Mannheimer Filip Adamski im Zweier, der letztes Jahr Weltmeister mit dem Deutschlandachter geworden ist. Und Bundestrainer Hartmut Buschbacher hat im Vorfeld angekündigt, dass wir in Sacramento ein Ausscheidungsrennen mit drei Zweiern fahren, um zu klären, wer den Zweier-ohne, wer den Zweier-mit fährt und wer Ersatz ist.

RBL: Wie war dann der Rennverlauf für Euch?
Munski: Insgesamt haben wir ja erst hier in den USA angefangen strukturiert Zweier zu fahren und unsere Ruderstile aneinander anzupassen. Dann sind wir das Rennen letzte Woche voll aus dem Training heraus gefahren und auch sehr gut rausgekommen. Der Streckenschlag lief sehr gut zusammen und wir haben zur Hälfte bei 1000 Metern eine gute Länge Vorsprung gehabt. Bei 1250m sind wir allerdings etwas aus dem Rhythmus gekommen und konnten die Erschöpfung nicht mehr so gut kompensieren. Am Ende mussten wir die Überraschungskombination mit Skullersatzmann Eric Johannesen (Bergedorf) und Andreas Kuffner (Berliner RC) ziehen lassen, die sich damit das Ticket für den ungesteuerten Zweier gesichert haben. Wir konnten jedoch den dritten Zweier mit Neumann/Nahruhn (Magdeburg/Halle) auf Platz drei verweisen und sind glücklich über die Nominierung für den nichtolympischen Zweier mit Steuermann.

RBL: Ist es ein Vorteil im vergleichsweise nostalgischen „Wassertaxi“ Zweier mit auf der WM in Neuseeland anzutreten?
Munski: Auf jeden Fall. Ein aktiver Startplatz bei einer Weltmeisterschaft bringt schon einmal unheimlich viel Erfahrung für die nächsten Jahre. Und wenn wir uns ranhalten können wir sicherlich auch um Edelmetall mitrudern. Das ist zumindest unser Anspruch. Tendentiell ist leichter im Zweier-mit eine Medaille zu gewinnen, als im Zweier-ohne.

RBL: Insbesondere Ihr beiden seid mit drahtigen 85kg (Filip) und Dir (88kg) ja nicht die lehrbuchmäßigen Zweier-mit-Bulliden. Stellt das ein Problem für Euch dar?
Munski: Ja, wir sind jetzt in der Tat nicht so die Brecher, aber wir können das Boot auch mit Gefühl schnell machen und die fehlende Körpermasse mit Dynamik, Technik und Feingefühl wettmachen. Kraft ist genügend da, um die zusätzlichen 55kg unseres Steuermanns Albert Kowert über die 2000m zu ziehen. Und wir haben uns natürlich ausgiebig informiert. Wer einen schnellen Zweier-ohne fahren kann, kann auch den Zweier-mit flottbekommen. Und genau das ist unser Ziel.

RBL: Seid Ihr denn schon mal im sogenannten „Wassertaxi“ aufs Wasser gegangen?
Munski: Nein, bisher noch nicht. Hier in Sacramento trainieren wir weiterhin im Zweier ohne Steuermann. Unser Boot ist per Überseecontainer direkt unterwegs nach Neuseeland, genau wie unser Steuermann Albert Kowert, der natürlich nicht im Container, sondern im Flieger direkt anreist.

RBL: Stellen die langen Flugreisen Probleme für Euch dar?
Munski: Richtig viel Spaß machen die langen Touren natürlich nicht, aber besonders problematisch sind sie auch nicht. Wir haben gelernt uns selbst Thrombosespritzen zu geben, so dass wir durch die lange Sitzerei keine Blutgerinnsel entwickeln. Diesen Freitag geht es übrigens schon wieder weiter. Abends um 20 Uhr Ortszeit fliegen wir von San Francisco 13 Stunden über Nacht nach Neuseeland.

RBL: Wie ist das Trainingslager sonst für Euch gelaufen? Habt Ihr innerhalb des 70-köpfigen DRV-Trosses schon einen Lagerkoller entwickelt?

Munski: Nein, einen Lagerkoller haben wir glücklicherweise noch nicht. Ich bin mit meinem Schlagmann Filip auf einem Doppelzimmer in einem sehr guten Hotel und wir sind trotz Belastungen und Klimaanlagen gesund geblieben und haben sogar mal im Deutschlandachter im Training ausgeholfen. Das Rahmenprogramm ist hier auch sehr gut. Wir haben ein Outlet Store zum Shoppen direkt nebenan und auch Tagesausflüge nach San Francisco sind sehr attraktiv.
Zudem ist hier Sommer mit Temperaturen um die 30 Grad und die klassischen Touristenpunkte wie Golden Gate Bridge, Alcatraz, Cablecarfahren in den Straßen von San Francisco und der Besuch eines typisch US Football-Spiels mit Volksfestcharakter sind eine sinnvolle Abwechslung zu den täglichen Einheiten.

RBL: Wie bist Du insgesamt im Kreise der A-Nationalmannschaft aufgenommen worden?
Munski: Ach, das hat wunderbar geklappt. Die meisten kenne ich ja alle aus der Saison oder den vergangenen Jahren und ich bin da sehr gut aufgenommen worden und fühle mich als Teil der Gruppe.

RBL: Hast Du denn schon Heimweh nach Schleswig-Holstein und Freundin Kathrein?
Munski: Ja, also diese Saison ist mit U23-WM, Europameisterschaft und WM in Neuseeland schon ungewöhnlich lang, aber eben auch eine tolle Chance. Und da bin ich natürlich froh, dass meine Freundin Kathrein als ehemalige U19-WM-Ruderin großes Verständnis für den Rudersport mitbringt. Außerdem können wir via Skype ja wunderbar telefonieren. Ich muss immer nur aufpassen, dass alle anderen deutschen Sportler nicht auch gleichzeitig im Internet sind, sonst wird die Leitung schon mal sehr schwach, aber mittlerweile hat das Hotel das ganz gut im Griff. In den ersten Tagen hab ich auch mal direkt über das Hoteltelefon telefoniert, da haben mich dann 90 min gleich 100 Dollar gekostet und seitdem bin ich dann doch auf Skype umgestiegen. Aber das Gespräch hat sich auch gelohnt.

RBL: Lieber Max, vielen Dank für dieses Gespräch und Euch „Dreien“ viel Erfolg auf der WM!

Vielen Dank an Arne Simann von der RBL für die Interviews mit Max Munski und Florian Mennigen

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