Frauenwanderfahrt 2003

Einmal Kappeln und zurück

28. Frauenwanderfahrt vom 23. bis 25. Mai 2003

Da saßen wir nun, ziemlich fertig. Jeder tat irgendwo irgendwas weh und doch waren wir innerlich zufrieden und auch ein bisschen stolz, dass wir uns nicht hatten unterkriegen lassen weder von Nieselregen, noch heftigsten Schauerböen, weder von starkem Gegenwind, richtig hohen Wellen, noch von altersschwachem Material. Doch der Reihe nach!

Alles fing ganz wunderbar an: freundliche Begrüßung durch Heida Benecke im Bootshaus des Schleswiger Domschulruderclubs, Schlüsselverteilung für die Übernachtungen im Dom-Hotel, kurzes Inspizieren der Räumlichkeiten, Auffrischen des Outfits und schon ging es zum ersten Highlight des Wochenendes.

Karin Döring, speziell geschulte Ruderdame aus Schleswig, führte uns ein in die Welt der Wikinger im Haithabu-Museum. Eine zünftige Begrüßung mit einem Met-Trunk öffnete all unsere Sinne für Schiffsbautechniken, Siedlungsformen, Handel und Kunsthandwerk, Götterverehrung, Totenkult und Runenzeichen der versunkenen Kultur. Und wir staunten nicht wenig über die aufwendige, aber erfolgreiche Technik des 21. Jahrhunderts, Fundstücke aus jener fernen Zeit zu konservieren und für die Nachwelt zu erhalten.

So viel Geschichte war spannend, machte auch Appetit auf mehr, doch der herrliche Duft aus dem benachbarten Restaurant weckte dann doch echten Hunger und zog uns magisch zu einer dort für uns festlich gedeckten Tafel. Ein Super Menü nach Wikingerart, nein es gab nicht das im Erdloch eingebuddelte Schwein es lag auf einem Lauchbett, appetitlich angerichtet zwischen Brotkuchen und feinen Gemüsen, umrahmt von einem herrlichem Vorspeisenteller und einem köstlichen Dessert. Also dieses festliche Menü gab uns die nötige Kraft für das, was noch kommen sollte. Ein anschließender Schlummertrunk im Bootshaus und ab in die Falle, denn wir wollten ja fit sein. Erstaunlich, trotz des wirklich miesen Wetters hatte keine abgesagt und so konnten wir nach einem kräftigen Frühstück die Boote klarmachen.

Wir waren 26 Frauen aus 8 Ruderclubs und teilten uns 6 Boote. Alle fassten tatkräftig an und so konnten wir etwa gegen 9.30 Uhr loslegen. Kaum waren wir auf der Mitte der Schlei, versorgte uns ein leichter Nieselregen mit der nötigen Frische für unsere Haut. Verkleidet in verschiedenfarbige Regenkluft war es schwierig die einzelnen Personen aus der Ferne in den anderen Booten auszumachen. Wir fuhren auf der Fahrdorfer Seite, dann über die große Breite und steuerten unseren ersten Zwischenstopp in Missunde an. Ausgerechnet beim Anlegemanöver öffneten sich wieder himmlische Schleusen und versuchten uns unsere erste, wohlverdiente Pause zu vermiesen. Doch nicht mit uns wir fanden Schutz unter einem riesig großen Sonnenschirm, so dass sogar unsere Raucher auf ihre Kosten kamen. Das An- und Ablegen brauchte mehr Zeit als das eigentliche Pausieren und so überlegten wir, ob wir den nächsten Zwischenstopp nicht nur für dringende Notfälle nutzen, ansonsten eher durchziehen sollten, zumal bei dem Wetter.

Doch dann klarte es wieder ein bisschen auf und ein Teil der Boote wurde vor der Brücke in Lindaunis an Land gezogen. Hier war es seicht und das Wasser richtig warm. Kaum hatten wir Boden unter den Füßen, begann es wieder stärker zu regnen und wir flüchteten zum Picknick unter einen großen, dichten Weißdornbaum. Diesmal war es ein saftiger Eierlikörkuchen, der uns bei Laune hielt und ein gewisses Örtchen mit Wasserspülung hinter den Büschen, das an dieser Stelle wohl keiner vermutet hatte und uns zu wahren Lachsalven hinriss. Einige Boote waren auf dem Wasser geblieben ein Kommunikationsproblem doch wirklich übel genommen hat es niemand. Es war nur ein bisschen öde und außerdem noch ohne Eierlikörku! Das passierte uns nur einmal. Zurück in den Booten legten wir uns noch mal so richtig ins Zeug.

Irgendwann tauchte dann tatsächlich auch der Kirchturm von Kappeln auf, doch es dauerte noch eine ganze Weile, bis wir endlich diesmal im Trockenen anlegen konnten. Die Boote waren schnell entladen und an Land gezogen. Der Bus wartete schon, um uns zurück nach Schleswig zu fahren. Jetzt begannen wir unsere Knochen zu spüren, ein leichtes Stöhnen hier und da. Die Bussitze waren einfach zu weich!

Doch eine heiße Dusche und ein kurzes Verschnaufen im Hotel machten uns fit für das Abendprogramm. Die Schleswiger Ruder-Damen hatten eine köstliche Suppe und die herrlichsten Nachspeisen für uns bereitet. Wir genossen es, so verwöhnt zu werden und als die Lebensgeister wieder erwachten, tauschten wir gut gelaunt Erfahrungen zwischen den einzelnen Clubs aus. Besonders fasziniert haben uns alle die Tiedenprobleme der Elmshorner und wie professionell sie diese meistern.

Eine wunderbare Abendstimmung lag über der Schlei, als wir uns ins Hotel verabschiedeten und ließ für den kommenden Tag nur Gutes hoffen. Und so war es denn auch ein fast blauer Himmel mit größeren Sonnenlücken lockte uns in die Boote. Schnell waren wir mit dem Bus nach Kappeln transportiert. Noch schneller waren Schwimmwesten und alles Übrige verstaut, doch bis es dann gemeinsam losgehen konnte, waren auch die Segler wach geworden und kamen uns ständig in die Quere beim Auslaufen aus dem Hafen in Arnis. Aber wir Ruderinnen waren ja wachsam und so kam es zu keinen ernsthafteren Problemen.

Bei mehr Sonnenschein konnten wir die herrlich blühenden Rapsfelder genießen eingebettet in die hügelig grüne Landschaft zu beiden Seiten der Schlei. Von oben war es nun trocken, doch dafür hatten wir mit einem heftigen Gegenwind zu kämpfen. Bloß nicht zu lange irgendwo dümpeln das hieß noch mal 500 Meter mehr! Und so kämpften wir uns vorwärts. Hätten am Tag zuvor Segler sich noch gern unserer Muskelkraft anvertraut und sich mitziehen lassen, waren wir es nun, die sehnsüchtig hinter ihnen herschauten. Nur eine Pause war diesmal angesagt.

Hinter der Brücke in Lindaunis ging aber in einem Boot nichts mehr, war es der wunderbare Kaffe oder das Lieblingsgetränk vom Abend vorher? Es brauchte eine Pi-Pause! Während die anderen Boote versuchten, nicht zu weit zurückzutreiben, kletterten einige Damen an Land, an einem privaten Steg, wie sich herausstellte. Doch bei so viel Not und Charme konnte der Besitzer – zumal Künstler nicht wirklich hartherzig sein. Und so brummte er nur etwas in seinen Bart und ließ die Damen gewähren.

Inzwischen hatte sich eine riesige schwarze Wolke am Himmel über uns aufgetürmt. Und wenig später peitschte uns Regen und heftiger Wind entgegen. Das Wasser schäumte und Wellen kamen von allen Seiten auf uns zu. Ein Segler wollte uns retten, doch wir kämpften uns durch. Das war ganz schön heftig und die Strecke bis nach Ulsnis zur nächsten Rast schien endlos. Doch wir schafften es. Wir ließen die Wolkenwand hinter uns, waren happy, dass es kein Gewitter war und zogen in Ulsnis die Boote an Land. Ein Boot wurde fehlgeleitet zu einem privaten Steg, genoss aber dort unter blühenden Apfelbäumen die kurze Rast.

Und dann kam der lange Rest. Die Steuerfrauen sahen ja die Schleswiger Wahrzeichen, den Dom, den Wikingturm schon lange voraus und machten uns Mut. Doch der heftige Gegenwind und die hohen Wellen auf der Großen Breite forderten unsere letzten Reserven. Es ist kaum zu glauben, aber die letzten 2 km von der Kaserne – vorbei an Johanniskloster, Holm und Dom – schienen die längsten. Zum Glück warteten eifrige Helfer am Steg, sodass wir auch die Boote noch gut versorgen und alles Gerät verstauen konnten. Und dann diese wunderbare Kaffeetafel mit köstlichsten Kuchen, die oben im Clubraum auf uns wartete. Und da saßen wir nun, vollkommen fertig doch äußerst zufrieden.

Renate Godzik, Ratzeburger Ruderclub

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