Studentenregatta Taiwan 2003

International Collegiate Invitational Regatta I-Lan 2003

In Taiwan findet seit einigen Jahren eine internationale Studentenregatta statt. Mit Tine Jacobsen vom Preetzer RC war 2003 auch eine Ruderin aus Schleswig-Holstein am Start. Lesen Sie hier ihren Bericht.

International Collegiate Invitational Regatta I-Lan 2003Seit 1996 wird auf dem Tung-Shan-Fluss 70 km östlich von Taipeh die Internationale Regatta der Universitäten ausgetragen, seit 1997 mit Hamburger Beteiligung. Erst als reines Achterrennen der Männer, ab 1999 mit Doppelvierern der Frauen, sowie Männerzweier ohne und Fraueneinern. Dieses Jahr sollten sich 25 Universitäten aus 12 Ländern über 2000 m Renndistanz messen.

Die Entscheidung, ob die Regatta überhaupt stattfinden kann, ließ wegen SARS allerdings auf sich warten. Sechs Wochen vorher standen dann endlich die Bootsbesetzungen fest: Johanna Rönfeldt, Linda Schlemmer, Christine Jacobsen und Daniela Jung starteten im Frauenvierer, Magali Louvel war als Ersatzfrau und im Einer mit dabei. Der Männerachter war extrem gut besetzt mit Christian Dahlke, Felix Niemeyer, Andi Pau, Alexander Bernhardt, Ole Rückbrodt, Joachim Drews, Martin Raeder und Basti Seibt, Ersatzleute und im Zweier ohne starteten Simon Stellmer und Georg Pfleiderer.

Am 8. September in der Frühe ging es dann nach Taipeh, vor Dolmetscher Hanjo Lu und die Betreuer schon warteten.

International Collegiate Invitational Regatta I-Lan 2003Den darauf folgenden Tag, Mittwoch, wurde erst mal die Regattastrecke begutachtet. Das Hamburger Team waren eins der ersten in I-lan, wodurch gute Riemen und Skulls gesichert werden konnten. Die Boote wurden allerdings erst am Donnerstag ausgelost. Am Mittwoch konnte dann auch die erste Trainingseinheit stattfinden, erst bei relativ gutem Wetter (zu heiß war es sowieso immer), dann bei Gewitter und einem unglaublichen Regenguss, bei dem wir uns unter der Brücke an der Tausend-Meter-Marke verstecken konnten.

Bei den Trainingseinheiten am Donnerstag und Freitag wurden dann zuerst die Konkurrent(inn)en begutachtet. Schlussfolgerung: Die Vorjahressiegerinnen von der Taipeh Physical Education University (TPEC) sahen aus wie Männer, die Mädels aus Turku (Finnland) konnten nicht wirklich nur die verlangten durchschnittlichen 60 Kilo wiegen und die anderen sahen auch nicht so schlecht aus, ebenso das zweite taiwanesische Boot von der Normal University, die letztes Jahr dritte wurden. Folgende Unis nahmen außerdem bei den Frauen teil: Mailand, Cambridge, Oxford, Queensland und Western Ontario.

In der männlichen Achterkonkurrenz waren Princeton, Yale, Cambridge, Oxford, Ontario, Melbourne, Sydney, Toronto, Otago, Warschau, TPEC, Institute of Marine Technology (beide Taiwan), Keio, Waseda, (beide Japan) und Leiden (Niederlande) vertreten.

Am Samstagmorgen ging dann die Regatta los. Bei den Frauen war jeder Lauf mit drei Booten besetzt. Vor dem Rennen ging es noch einmal aufs Wasser, danach auf die Waage. Nachdem zwei Tage vorher noch jedes der Mädels zwei Kilo zu viel hatte, war das Verwiegen nun dank der guten Reismahlzeiten kein Problem mehr.

Trotz des anstrengend Klimas lief es für alle Hamburger Teams super. Der Frauenvierer qualifizierte sich durch den Sieg im Vorlauf für das Halbfinale.

Der Achter schaffte ebenfalls gleich den Sprung ins Halbfinale, der Zweier wurde Zweiter und durfte nachmittags nochmal im Hoffnungslauf ran, was leider auch für Magali galt. Sie schaffte es dann nur ins B-Finale, welches, genau wie alle anderen Rennen am Sonntag stattfinden sollte. Der Zweier wurde im Hoffnungslauf wieder Zweiter, damit aber trotzdem für das Finale qualifiziert.

Samstagabend stand die Eröffnungsfeier auf dem Programm, mit vielen Reden von Politikern und den Veranstaltern, künstlerischen Darbietungen und alles in Anwesenheit von Fernsehkameras.

Am Sonntag ging es dann weiter. Die Frauen hatten im Halbfinale folgende Gegner: Beide taiwanesische Teams und Western Ontario. Dass sich die beiden asiatischen Teams gegenseitig bekriegen werden war klar. Die Frage war nur, wie schnell sie dadurch werden würden. Da half nur: vorneweg fahren. Das klappte auch, wenn auch mit sehr viel mehr Kraftaufwand als am Vortag. Western Ontario lag auf dem letzten Platz. Der zweite wurde, wie erwartet, heiß umkämpft von den taiwanesischen Booten. Gewonnen wurde er von TPEC.  

Nun wurde es ernst. Nachmittags sollte erst das Finale der Frauenvierer stattfinden, die Achterrennen dann als krönender Abschluss. Die Rivalen der Frauen kamen aus Turku, Mailand und von der TPEC. Die Mailänderinnen waren erstaunlich schnell, es konnte aber ein guter zweiter Platz errudert werden, mit dem alle zufrieden waren.

Kurz nach dem Rennen der Frauen wurde es für den Hamburger Achter ernst. Aber wie erwartet gewann die starke Mannschaft das Finale. Der Zweier erruderte sich die Bronzemedaille. Die darauf folgende Siegerehrung war, wie die gesamte Regatta, perfekt organisiert und irgendwie anders als sonst. Am Siegersteg wurden die Boote von jüngeren Ruderern abgenommen. Als nächstes mussten sich alle in einer Reihe aufstellen und einem Mädel in taiwanesischer Tracht folgend über die Promenade durch die Zuschauer zur Bühne gehen. Es waren insgesamt ca. 10 000 Menschen anwesend, ganze Familien waren mitsamt Picknickuntensilien zum Zusehen gekommen. Das Gejubel war dementsprechend groß und man wurde wie ein Volksheld gefeiert.

Offizielles Ende des Wettkampfes war die Abschlussfeier am Abend, auf der alle siegreichen Universitäten geehrt und beschenkt wurden.

Als Ausgleich für die Strapazen der Regatta ging es dann per Bus und mit einer Reiseleitern, die über fundierte Englischkenntnisse verfügte (die Konversation ging leider über „Let’s go!“ nicht hinaus) für ein paar Tage ins innere Berggebiet der Insel.

Die Landschaft war unglaublich, vor allem die Bekanntschaft mit den reißenden Bergfluten wird wohl unvergesslich bleiben.

Nach einem kurzen Besuch in Taipeh ging es wieder zurück nach Hamburg.

Insgesamt ein Erlebnis, einen ganz anderen Kulturkreis kennen zu lernen, dazu ein anspruchsvoller Wettkampf und alles mit einer so spaßigen und gut zusammenpassenden Gruppe. Unvergesslich werden die kleinen Dinge bleiben: der Geruch der Reisfelder, der unglaublich hohe permanente Geräuschpegel der Grillen, Klos zum Stehen (nicht zu vergleichen mit französischen Autobahntoiletten), Mr. Brown-Kaffee, das nicht enden wollende Interesse unserer einheimischen Betreuer, geröstete Bienen, Papayamilch, unendlich viele Motorroller, das Badeverhalten der Taiwanesen (die meisten können nicht schwimmen) und natürlich die unglaublich detailliert verzierten Tempel in jedem noch so kleinen Ort.

Christine Jacobsen und Daniela Jung

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